- von D. Kreh


Stephen King / Revival

Neuengland, USA, Anfang der 60er Jahre. In einer kleinen Gemeinde tritt ein neuer Pfarrer sein Amt an. Es ist der junge charismatische Methodistenprediger Charles Jakobs. Im Nu gewinnt er die Herzen der strenggläubigen Gemeindemitglieder. Dazu gehört auch der 6-jährige Jamie. Er ist fasziniert von Jakobs elektrischen Spielereien. Diese verwendet Jakobs hauptsächlich, um Kinder für biblische Geschichten zu begeistern. Doch ein schrecklicher Unfall, bei dem Jakobs Frau und sein kleiner Sohn ums Leben kommen, lässt ihn von seinem Glauben abfallen. Seine letzte Predigt endet in einer abscheulichen Gottverfluchung. Jahre später, aus Jamie ist in der Zwischenzeit ein drogenabhängiger Musiker geworden, trifft er Jakobs auf einem Jahrmarkt wieder. Aus dem Pfarrer ist mittlerweile ein Wanderprediger geworden, der durch elektrische Zaubereien und Experimente sein zahlendes Publikum unterhält. Jakobs befreit auf wunderbarer Weise Jamie von dessen Drogensucht und aus Dankbarkeit tritt Jamie in Jakobs Dienste. Doch die Vorführungen werden immer extremer, die Folgen für das Publikum immer katastrophaler. Als Jamie erkennt, mit wem er es wirklich zu tun hat, ist es zu spät. Ihm wird klar, dass er seine Seele dem Teufel verschrieben hat. Und das finale Experiment steht bevor. Es gibt kein Zurück.

Obwohl die Literaturkritik Stephen King keine allzu große Beachtung schenkt, für mich zählt er zu einem der besten Schriftsteller überhaupt. Wie er in flüssigen Sätzen Spannung aufbaut, wie sich das Unheimliche langsam ins Alltägliche einschleicht, wie er seine Figuren entwickelt und in die Handlung einbaut, das fasziniert mich immer wieder aufs Neue. King versteht sein Handwerk, das macht ihm so schnell keiner nach.

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Mehr von Stephen King


Niklas Natt och Dag / 1793

Wir befinden uns in Stockholm des Jahres 1793. Schweden ist pleite. Die Staatskassen sind leer. Ein verheerender Krieg hat seine Spuren hinterlassen. Auf den Straßen Stockholms herrschen Hunger und Elend. Aus einer Stadtkloake wird eine verstümmelte Leiche geborgen. Das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Mit höchster chirurgischer Präzision wurden dem Opfer Arme und Beine entfernt. Der vom Tod gezeichnete Tuberkulosekranke Jurist Cecil Winge will diesen erschütternden Fall aufklären. Ihm zur Seite steht Jean Michel Cardell, ein schwer traumatisierter Kriegsveteran.

Vorsicht – dieser Roman ist nichts für zarte Gemüter. Manch einer wird aufgrund der drastischen und verstörenden Beschreibungen das Buch nach nur wenigen Seiten zur Seite legen. Und wahrscheinlich auch keinen einzigen Blick mehr in das Buch werfen. Wer sich jedoch auf die Romanhandlung einlässt, dem offenbart sich ein sowohl spannendes wie auch erschütterndes Leseerlebnis, das seinesgleichen sucht. Von der ersten Seite an hat mich das Buch regelrecht umgehauen. Die Handlung, die Beschreibung der Charaktere haben mich so fasziniert, sowas habe ich noch nicht gelesen. Sehr empfehlenswert!

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Beckett / Die Verlorenen

Das Telefon klingelt. Jonah Colley, Mitglied einer bewaffneten Spezialeinheit der Londoner Polizei, wird von seinem ehemaligen Kumpel Gavin angerufen. Vor 10 Jahren hat Jonah Gavin zum letzten Mal gesehen. Jonahs 4-jähriger Sohn Theo ist damals auf einem Spielplatz spurlos verschwunden. Seine Ehefrau gibt allein ihm die Schuld und hat ihn verlassen.  Der Kontakt zu seinem damaligen besten Freund Gavin ist abgebrochen. Er soll zu einem verlassenen Lagerhaus kommen, teilt Ihm Gavin am Telefon mit. Mitten in der Nacht. Einen Grund zu dem Treffen nennt er nicht. Als er das Lagerhaus betritt stockt ihm der Atem. Drei Tote, eingewickelt in eine Plastikplane. Und neben den Leichen Gavin, ebenfalls ermordet. Jonah findet sich in einem Albtraum wieder. Warum sollte er zum Lagerhaus kommen? Welche Verbindung besteht zwischen Gavin und den drei Toten? Warum ist vor 10 Jahren sein Sohn Theo verschwunden? Gibt es einen Zusammenhang?

Simon Beckett ist ein Star unter den internationalen Krimiautoren. Und das zu Recht! Bis zum überraschenden Ende ist spannende und intelligente Unterhaltung garantiert. Für Krimileser ein Muss!!

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Beckett / Die Chemie des Todes

David Hunter, bekannter und erfolgreicher Londoner Rechtsmediziner, hat nach einer persönlichen Tragödie seinen Job an den Nagel gehängt und sich aufs Land in das beschauliche Devonshire verzogen. Dort arbeitet er vorübergehend in einer kleinen Arztpraxis. Doch mit dem ruhigen Landleben ist es bald vorbei. Ein Mörder treibt sein Unwesen und hat es auf junge Frauen abgesehen. Die Ortspolizei tappt im Dunkeln und bittet David Hunter um Unterstützung. Viel Zeit bleibt ihm nicht, denn Panik macht sich im Ort breit. Jeder verdächtigt jeden und es ist nur eine Frage der Zeit, wann der Mörder wieder zuschlägt.

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Kutscher / Die Akte Vaterland

Berlin, Sommer 1932 – im Haus Vaterland, dem berühmten Vergnügungspalast am Potsdamer Platz, liegt ein Toter im Aufzug. Die Polizei kommt zu dem Ergebnis, dass das Opfer durch Ertrinken ums Leben gekommen sein muss. Bald wird klar, ein Serienmörder ist hier zu Gange, denn bei weiteren ungeklärten Tötungsdelikten wurde dieselbe Handschrift des Mörders nachgewiesen. Die Ermittlungen kommen ins Stocken, somit wird Kommissar Gereon Rath beauftragt, den Mörder zu überführen. Dabei stellt er fest, die Spur des Täters führt nach Osten, in die polnische Region Masuren. Dort treffen für ihn zwei Welten aufeinander. Zum einen er als ermittelnder Kommissar und zum anderen die einheimische Landbevölkerung, die ihn mit Argwohn und Misstrauen begegnet. Als er dabei einem dunklen Geheimnis auf die Spur kommt, scheint die Lage völlig aus dem Ruder zu laufen.

Gereon Raths 4. Fall verspricht wieder Spannung von der ersten bis zur letzten Seite. Wie hier zusammen mit einem spannenden Kriminalfall deutsche Geschichte aus den dreißiger Jahren lebendig wird, ist schon mehr wie einzigartig. Nebenbei kommt auch der Preußenschlag vom 20. Juli 1932 nicht zu kurz, indem ein gewisser Reichskanzler Franz von Papen mit einem Streich die Demokratie zu Fall bringt und somit zum Steigbügelhalter Adolf Hitlers wird.

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Volker Kutscher / Goldstein

Sommer 1931 – die Wirtschaftskrise hält Berlin fest im Griff. Kommissar Gereon Rath bekommt den Auftrag, den jüdischen US-Gangster Abraham Goldstein zu beschatten. Doch eine kleine Unachtsamkeit der Polizei, „Abe“ Goldstein entwischt und besorgt sich eine Waffe. Fieberhaft heftet sich Rath an seine Spur. Aber das ist nur eine Baustelle, die Gereon Rath zu bewältigen hat. SA und Rotfront bekriegen sich auf offener Straße. Rivalisierende Banden verunsichern die Bürger Berlins. Und last but not least Charly Ritter, Gereon Raths "noch-immer-nicht-Verlobte", mit der er immer wieder gehörigen Krach bekommt. Der Auslöser diesmal: Charlie hat eine junge kriminelle Obdachlose unter ihre Fittiche genommen, obwohl diese bei einer Einbruchserie zu den Hauptverdächtigen zählt. Muss man gelesen haben. Der dritte Band der Gedeon-Rath-Reihe fasziniert von der ersten bis zur letzten Seite. Glanz und Elend der damaligen Zeit liegen hier eng beieinander. Die Bedrohung des Nationalsozialismus lässt sich nicht mehr verleugnen. Vorlage für die Fernsehserie Babylon Berlin.


Lee Child / Ausgeliefert

Jack Reacher ist eine Thrillerreihe von Lee Child, die es mittlerweile auf 25 Bände gebracht hat.

Den zweiten Band „Ausgeliefert“ möchte ich allen Krimi- und Thrillerfans wärmstens empfehlen. Der ehemalige Militärpolizist Jack Reacher bekommt es mit einem besonders brisanten Fall zu tun. In Chicago, tagsüber auf offener Straße, wird Holly Johnson, die Tochter eines der ranghöchsten Generäle Washingtons, entführt. Als Jack Reacher, der rein zufällig Zeuge der Entführung wird, ihr zu Hilfe eilen will, wird er ebenfalls überwältigt. Zusammen, aneinandergekettet, werden sie in einem Lieferwagen in die tiefen Wälder Montanas gebracht. Dort entpuppen sich ihre Entführer als gefährliche Psychopathen: Ihr perfider Plan, die Grundfesten der freien Weltordnung mit allen Mitteln zum Einsturz zu bringen. Die Rechnung haben Sie aber ohne Jack Reacher gemacht.

Dieses Buch ist bestens geeignet für den Urlaubskoffer. Mit immer neuen, atemberaubenden Wendungen wird der Leser bei der Stange gehalten. Wer auf spannende Thriller steht, kommt an Lee Child nicht vorbei.

Dietrich Kreh

 


Bernard Minier / Wolfsbeute

Christine Steinmeyer, eine bekannte und beliebte Radiomoderatorin, findet einen schockierenden Brief in ihrem Briefkasten. In diesem kündigt eine für sie unbekannte weibliche Person ihren Suizid an. Zuerst ist sie der Meinung das Ganze ist ein Versehen, jemand anderes hätte diesen Brief erhalten sollen. Doch es lässt sie keine Ruhe. Verzweifelt versucht sie gemeinsam mit ihrem Verlobten die Verfasserin des Briefes ausfindig zu machen. Am nächsten Tag wird sie im Radiostudio von einem Hörer kontaktiert, der ihr vorwirft, Schuld am Selbstmord der unbekannten Verfasserin zu sein, weil sie nichts dagegen unternommen habe. Schlagartig wird ihr klar, dass der Brief ganz bewusst an sie verschickt wurde. Ein Stalker hat sich in ihr Leben eingeschlichen und versucht sie mit perfiden Methoden in den Wahnsinn zu treiben. Zur gleichen Zeit bekommt anonym der in einer Rehaklinik befindliche Kriminalpolizist Martin Servas einen Hotelzimmerschlüssel zugeschickt. In dem beiliegenden Schreiben wird er aufgefordert, Ermittlungen zu einem zurückliegenden Fall wieder aufzunehmen. Vor einem Jahr kam in diesem Hotelzimmer eine junge Künstlerin grauenhaft ums Leben. Die Polizei ging damals von Suizid aus. Anfangs haben diese beiden Handlungsstränge nichts miteinander zu tun. Doch nach und nach wird ein Muster erkennbar. Wie sich die beiden Handlungsstränge miteinander verweben, ist unglaublich spannend zu lesen.

„Wolsbeute“ ist der dritte Fall mit Kriminalpolizist Martin Servas. Es wäre von Vorteil, seine vorangegangenen Bücher „Schwarzer Schmetterling“ und „Kindertotenlied“ zu lesen. Auch diese beiden Bücher sind genial.

Dietrich Kreh


P. James / Das Haus in Cold Hill

Lust auf Schauergeschichten? Dann hätte ich was passendes, genau das richtige für einen langen Abend bei einem Glas Rotwein gespickt mit einer guten Portion Gänsehaut.

Für die Harcourts geht ein Traum in Erfüllung. Um dem Großstadtmief zu entgehen hat die junge Familie ein altes viktorianisches Landhaus erworben. Jahrelang blieb das Gebäude unbewohnt. Um es gründlich zu sanieren, haben sie gemeinsam viel Geld in ihr neues Zuhause gesteckt. Nachbarn munkeln zwar, in dem maroden Gebäude würde es umgehen, aber die Harcourts lassen sich davon nicht abschrecken. Doch bald müssen sie feststellen, in dem alten Gemäuer lauert etwas, was ihnen nicht wohlgesonnen ist. Als sie versuchen, mehr über die düstere Vergangenheit des Hauses zu erfahren, streckt das Böse seine Krallen nach der Familie aus.

Das Grauen kommt hier auf ganz, ganz leisen Sohlen, steigert sich dann von Kapitel zu Kapitel bis zum haarsträubenden Finale. Peter James versteht es meisterhaft, seine Leser bei der Stange zu halten. Genau die richtige Lektüre dem Mainstream des Alltags zu entfliehen.


Don Winslow / Jahre des Jägers

Don Winslow präsentiert uns mit Jahre des Jägers den krönenden Abschluss seiner Trilogie über den amerikanisch-mexikanischen Drogenkrieg. US-Drogenfahnder Art Kellers Kreuzzug gegen den internationalen Drogenhandel ist nach Tage der Toten und das Kartell noch nicht zu Ende erzählt. Nach dem Tod des Drogen-Barons Adan Barrera beanspruchen neue Kartell-Bosse die Macht für sich und ein neuer Krieg beginnt. Heftiger und vernichtender als je zuvor, der bis vor die Tore des weißen Hauses nach Washington reicht, indem ein korrupter und umstrittener Präsident residiert.

Trotz seiner knapp 1000 Seiten Inhalt ist das Buch extrem spannend. Don Winslow schreibt kurz und knackig. Sein Schreibstil nimmt einen ab dem ersten Satz sofort gefangen. Jahre des Jägers beschreibt den nicht enden wollenden brutalen Kampf gegen das Drogen-Kartell.


Alma Katsu / The Hunger

April 1846 – aus Springfield, Illinois, macht sich ein Siedlertreck auf nach Kalifornien. Der Weg ist beschwerlich, doch die Hoffnung auf einen Neubeginn verdrängt alle Ängste und Sorgen. Noch vor dem Wintereinbruch wollen sie gemeinsam mit ihren Familien ihr Ziel erreichen. Doch die Reise steht unter keinem guten Stern. Angst vor einer unbekannten und gefährlichen Wildnis sowie Neid und Misstrauen beherrschen bald das Zusammenleben der Siedler. Als ein kleiner Junge verschwindet und bald darauf tot aufgefunden wird, eskaliert die Situation. Ihr Anführer, George Donner, beschließt daher eine Abkürzung über die Berge Sierra Nevadas. Doch ein plötzlicher Wintereinbruch mit Schnee und einer klirrenden Kälte hindert sie am Weiterkommen. Somit sitzen sie in der Falle. Es gibt kein Vor- und Zurück mehr. Ihr Proviant geht zur Neige, Krankheiten breiten sich aus. Und dann die Furcht vor etwas Unbekanntem, das den Treck schon von Anfang an zu verfolgen scheint. Diese Furcht vor etwas Bösem versetzt die Siedler immer mehr in Panik.

Die Handlung des Romans beruht auf historische Ereignisse. Die sogenannte Donner Party (Reisegruppe) war eines der  tragischsten Ereignisse in der Geschichte der Besiedelung Nordamerikas. 87 Männer, Frauen und Kinder machten sich auf ins gelobte Kalifornien, aber nur etwa die Hälfte erreicht ihr Ziel. Sie starben an Hunger, Krankheit und Erschöpfung. Manche von ihnen sollen auch dem Wahnsinn verfallen sein. Der Roman nimmt einen sofort mit auf diese beschwerliche Reise Das Buch ist flüssig und sehr spannend geschrieben aber mitunter auch beklemmend und sehr düster. Den Wunsch der handelnden Personen, etwas vollständig Neues zu wagen und das alte Leben hinter sich zu lassen kann man als Leser sehr gut nachvollziehen. Man leidet mit ihnen und hofft, dass sich das ganze Unternehmen doch noch zum Guten wendet.